loading... 
 
Nicolas Kierdorf das Toptalente NRW im Herbst kniet auf der Startbahnwiese und inspiziert sein Segelflugzeug 10 Prozent aus dem Sondervermögen Infrastruktur für die Erhaltung der Sportstätten in NRW Segelflug: Nicolas Kierdorf Verein: Luftsportverein Wipperf rth, Trainer: Peter Flosbach Logo Westlotto Toptalente NRW Segelflugzeug des Toptalente NRW vor einer imposanten Wolkenkulisse
 
 Interview Max Rembert // Fotos Andrea Bowinkelmann

Videoporträt

Nicolas Kierdorf


Wie bist du zum Segelfliegen gekommen?

Mein Vater fliegt auch, aber er hat immer darauf geachtet, mich nicht zu sehr in dieses Hobby hineinzuziehen. Er wollte, dass ich es aus eigenem Antrieb mache – und nicht, weil ich als Kind einfach überall mitgeschleppt wurde. Meine Mutter erzählt aber, dass ich schon im Kinderwagen lieber in den Himmel als auf die Straße geschaut habe. Die Begeisterung war also früh da.

Ich habe dann zuerst mit Modellflug angefangen, so mit zehn, elf Jahren. Und mit 13 hat mir mein Vater die Anmeldung für den Segelflugverein hingelegt und gesagt: „Wenn du da mitmachen willst, musst du das selbst ausfüllen.“


Und mit 14 bist du dann
schon allein geflogen?

Genau. Mit 14 darf man in Deutschland tatsächlich schon allein fliegen. Ich habe kurz vor meinem 14. Geburtstag mit der Ausbildung begonnen, was durch meine Fliegerfamilie etwas früher ging. Die ersten Alleinflüge sind natürlich total surreal – man ist super aufgeregt. Aber man hat auch fast ein Jahr Ausbildung hinter sich, ist gut vorbereitet und braucht die Freigabe von mehreren Fluglehrern. Es ist ein unglaubliches Gefühl. Ich war damals wirklich jedes Wochenende auf dem Flugplatz. Selbst mit 16, wenn andere auf Partys waren, bin ich manchmal später nachgekommen oder früher gegangen – das Fliegen stand immer im Mittelpunkt.


Das klingt nach einem sehr zeitintensiven Hobby. Wie lässt sich das in den Alltag
integrieren?

Es ist tatsächlich sehr zeitaufwendig. Wenn man das Segelfliegen als Leistungssport betreibt, braucht man den ganzen Tag. Man steht früh auf, fährt zum Flugplatz, baut das Flugzeug auf – das dauert alles seine Zeit. An besonders guten Tagen ist man ab 9 Uhr in der Luft und fliegt bis zu 11 Stunden. Danach muss alles wieder abgebaut werden. Um 23 Uhr ist man dann vielleicht wieder zu Hause.


Und wenn man es „nur“ als Hobby betreibt?

Dann kann man etwas flexibler sein. Aber generell gilt: Segelfliegen ist immer tagesfüllend. Es ist kein Hobby, das man „mal eben“ macht. Und weil es ein Teamsport ist, muss man sich auch gegenseitig unterstützen.

Teamsport? Das überrascht mich jetzt – man sitzt doch allein im Flugzeug?

Stimmt, in der Luft ist man meistens allein. Aber um überhaupt starten zu können, braucht es ein ganzes Team: Jemand muss auf dem Turm sein, jemand am Startwagen, einer kümmert sich ums Seil, ein anderer bedient die Winde oder das Schleppflugzeug. Damit alle an einem Tag fliegen können, muss jeder mithelfen.


Es gibt also verschiedene Startarten
– was ist der Unterschied zwischen
Windenstart und Flugzeugschlepp?

Der Windenstart ist sehr kurz und intensiv – in etwa 30 Sekunden ist man auf 400 Meter Höhe, mit extrem hohen Steigwerten. Der Nachteil ist, dass man nah am Flugplatz startet und dort erstmal ist. Beim Flugzeugschlepp hinter einem Motorflugzeug kann ich viel höher und auch gezielt dorthin geschleppt werden, wo ich Aufwinde erwarte. Das ist teurer, aber bei Wettbewerben der Standard.


Apropos Aufwinde – woher weiß man überhaupt, wo die sind?

Das ist Erfahrungssache. Es gibt verschiedene Arten von Aufwinden: Hangaufwinde, Wellenaufwinde und thermische Aufwinde – die nutzen wir am häufigsten. Die entstehen zum Beispiel, wenn sich eine dunkle Fläche wie eine Fabrikhalle stärker aufheizt als die Umgebung. Die warme Luft steigt auf, kühlt in der Höhe ab, und es bildet sich eine Wolke. Diese Wolken dienen uns quasi als Wegweiser. Aber an komplett wolkenfreien Tagen müssen wir anhand von Bodenmerkmalen und Wetterdaten selbst interpretieren, wo gute Aufwinde sein könnten.


Klingt fast wie ein zweites Studium …

Nicolas: In gewisser Weise ja. Es ist sehr komplex, man braucht viel Erfahrung. Deshalb sind ältere Piloten oft sogar besser als jüngere – sie kennen viele Wettersituationen einfach schon.


Wie läuft ein Segelflugwettbewerb denn ab?

Es gibt zwei Arten: dezentrale Wettbewerbe, wo man seinen Flug online auf weglide.org hochlädt und bewertet bekommt – und zentrale Wettbewerbe, bei denen sich alle Piloten auf einem Flugplatz treffen. Dann starten bis zu 40 Flugzeuge pro Wertungsklasse nacheinander, meist alle innerhalb weniger Minuten. Bei Wettbewerben werden Flugdistanz und Geschwindigkeit bewertet.


Gibt es Situationen, in denen man nicht mehr zurück zum Flugplatz kommt?

Ja, das kommt vor. Dann macht man eine sogenannte Außenlandung – also eine ganz normale Landung auf einem Feld oder einer Wiese. Das wird in der Ausbildung intensiv trainiert. Es ist kein Notfall, auch wenn die Presse es leider oft so darstellt. Natürlich gibt es dafür Versicherungen, falls man eine Wiese beschädigt. Aber wir haben nur ein Rad – da passiert meist nicht viel.


Wie schnell fliegst du eigentlich
beim Segelfliegen?

Im Streckensegelflug fliegen wir normalerweise bis zu 180km/h schnell von Thermik (Aufwind) zu Thermik. Moderne Segelflugzeuge dürfen maximal bis zu 280 km/h, aber das ist im normalen Vereinsflugbetrieb unüblich. Wir passen die Geschwindigkeit zwischen den Aufwinden, dem Wetter und der Thermikstärke an. Es geht darum, eine optimale Durchschnittsgeschwindigkeit zu erreichen, ohne zu viel Höhe zu verlieren.


Ist Segelfliegen ein teurer Sport?

Ich finde nicht. Da der Verein den Mitgliedern Flugzeuge zur Verfügung stellt, muss nicht jeder Pilot ein eigenes Flugzeug besitzen. Ich zahle 60 € im Monat für die Vereinsmitgliedschaft inklusive einer Flugpauschale. Dem Flugsport hängt ein Image hinterher, dass es ein sehr teurer Sport ist, das stimmt aber so nicht. Natürlich kommen noch Kosten für das ein oder andere Equipment hinzu, aber das ist bei jedem Sport so.


Wenn unsere Leser*innen nun Lust haben, mit dem Segelfliegen zu starten – was würdest du ihnen raten?

Geht zu einem Segelflugverein und schuppert einfach mal rein. Das Segelfliegen ist ein toller Sport und für jeden offen! Wir freuen uns immer über Nachwuchs!


Nicolas, danke für das spannende Gespräch! Dein Enthusiasmus für das Segelfliegen ist wirklich ansteckend.


Sehr gerne – immer wieder!

10 Prozent aus dem Sondervermögen Infrastruktur für die Erhaltung der Sportstätten in NRW
 

Segelflug:

Nicolas Kierdorf

Verein:

Luftsportverein Wipperfürth e.V.

Trainer:

Peter Flosbach

inline GraphicLine

Erfolge:

2025:

3. Platz in der weltweiten

Tageswertung

2024:

1. Platz Sprintwertung Junioren NRW

2. in der Qualifikation Bückeburg

GraphicLine GraphicLine GraphicLine GraphicLine GraphicLine GraphicLine Nachhaltige Olympiabewerbung aus NRW mit vorhandenen Sportstätten Wolke2 Nachhaltige Olympiabewerbung aus NRW mit vorhandenen Sportstätten Nachhaltige Olympiabewerbung aus NRW mit vorhandenen Sportstätten Nachhaltige Olympiabewerbung aus NRW mit vorhandenen Sportstätten Nachhaltige Olympiabewerbung aus NRW mit vorhandenen Sportstätten Nachhaltige Olympiabewerbung aus NRW mit vorhandenen Sportstätten Wolke01 Wolke01 Wolke2 wolke3 Nachhaltige Olympiabewerbung aus NRW mit vorhandenen Sportstätten wolke3 flugzeug Nachhaltige Olympiabewerbung aus NRW mit vorhandenen Sportstätten Nachhaltige Olympiabewerbung aus NRW mit vorhandenen Sportstätten
10 Prozent aus dem Sondervermögen Infrastruktur für die Erhaltung der Sportstätten in NRW
10 Prozent aus dem Sondervermögen Infrastruktur für die Erhaltung der Sportstätten in NRW
Oval

Alle

WestLotto

Toptalente NRW

Foto © LSB NRW / Andrea Bowinkelmann WestLotto Toptalente NRW
Nicolas Kierdorf das Toptalente NRW im Herbst kniet auf der Startbahnwiese und inspiziert sein Segelflugzeug 10 Prozent aus dem Sondervermögen Infrastruktur für die Erhaltung der Sportstätten in NRW Segelflug: Nicolas Kierdorf Verein: Luftsportverein Wipperf rth, Trainer: Peter Flosbach Logo Westlotto Toptalente NRW Segelflugzeug des Toptalente NRW vor einer imposanten Wolkenkulisse
 
 Interview Max Rembert // Fotos Andrea Bowinkelmann

Videoporträt

Nicolas Kierdorf


Wie bist du zum Segelfliegen gekommen?

Mein Vater fliegt auch, aber er hat immer darauf geachtet, mich nicht zu sehr in dieses Hobby hineinzuziehen. Er wollte, dass ich es aus eigenem Antrieb mache – und nicht, weil ich als Kind einfach überall mitgeschleppt wurde. Meine Mutter erzählt aber, dass ich schon im Kinderwagen lieber in den Himmel als auf die Straße geschaut habe. Die Begeisterung war also früh da.

Ich habe dann zuerst mit Modellflug angefangen, so mit zehn, elf Jahren. Und mit 13 hat mir mein Vater die Anmeldung für den Segelflugverein hingelegt und gesagt: „Wenn du da mitmachen willst, musst du das selbst ausfüllen.“


Und mit 14 bist du dann
schon allein geflogen?

Genau. Mit 14 darf man in Deutschland tatsächlich schon allein fliegen. Ich habe kurz vor meinem 14. Geburtstag mit der Ausbildung begonnen, was durch meine Fliegerfamilie etwas früher ging. Die ersten Alleinflüge sind natürlich total surreal – man ist super aufgeregt. Aber man hat auch fast ein Jahr Ausbildung hinter sich, ist gut vorbereitet und braucht die Freigabe von mehreren Fluglehrern. Es ist ein unglaubliches Gefühl. Ich war damals wirklich jedes Wochenende auf dem Flugplatz. Selbst mit 16, wenn andere auf Partys waren, bin ich manchmal später nachgekommen oder früher gegangen – das Fliegen stand immer im Mittelpunkt.


Das klingt nach einem sehr zeitintensiven Hobby. Wie lässt sich das in den Alltag
integrieren?

Es ist tatsächlich sehr zeitaufwendig. Wenn man das Segelfliegen als Leistungssport betreibt, braucht man den ganzen Tag. Man steht früh auf, fährt zum Flugplatz, baut das Flugzeug auf – das dauert alles seine Zeit. An besonders guten Tagen ist man ab 9 Uhr in der Luft und fliegt bis zu 11 Stunden. Danach muss alles wieder abgebaut werden. Um 23 Uhr ist man dann vielleicht wieder zu Hause.


Und wenn man es „nur“ als Hobby betreibt?

Dann kann man etwas flexibler sein. Aber generell gilt: Segelfliegen ist immer tagesfüllend. Es ist kein Hobby, das man „mal eben“ macht. Und weil es ein Teamsport ist, muss man sich auch gegenseitig unterstützen.

Teamsport? Das überrascht mich jetzt – man sitzt doch allein im Flugzeug?

Stimmt, in der Luft ist man meistens allein. Aber um überhaupt starten zu können, braucht es ein ganzes Team: Jemand muss auf dem Turm sein, jemand am Startwagen, einer kümmert sich ums Seil, ein anderer bedient die Winde oder das Schleppflugzeug. Damit alle an einem Tag fliegen können, muss jeder mithelfen.


Es gibt also verschiedene Startarten – was ist der Unterschied zwischen
Windenstart und Flugzeugschlepp?

Der Windenstart ist sehr kurz und intensiv – in etwa 30 Sekunden ist man auf 400 Meter Höhe, mit extrem hohen Steigwerten. Der Nachteil ist, dass man nah am Flugplatz startet und dort erstmal ist. Beim Flugzeugschlepp hinter einem Motorflugzeug kann ich viel höher und auch gezielt dorthin geschleppt werden, wo ich Aufwinde erwarte. Das ist teurer, aber bei Wettbewerben der Standard.


Apropos Aufwinde – woher weiß man überhaupt, wo die sind?

Das ist Erfahrungssache. Es gibt verschiedene Arten von Aufwinden: Hangaufwinde, Wellenaufwinde und thermische Aufwinde – die nutzen wir am häufigsten. Die entstehen zum Beispiel, wenn sich eine dunkle Fläche wie eine Fabrikhalle stärker aufheizt als die Umgebung. Die warme Luft steigt auf, kühlt in der Höhe ab, und es bildet sich eine Wolke. Diese Wolken dienen uns quasi als Wegweiser. Aber an komplett wolkenfreien Tagen müssen wir anhand von Bodenmerkmalen und Wetterdaten selbst interpretieren, wo gute Aufwinde sein könnten.


Klingt fast wie ein zweites Studium …

Nicolas: In gewisser Weise ja. Es ist sehr komplex, man braucht viel Erfahrung. Deshalb sind ältere Piloten oft sogar besser als jüngere – sie kennen viele Wettersituationen einfach schon.


Wie läuft ein Segelflugwettbewerb denn ab?

Es gibt zwei Arten: dezentrale Wettbewerbe, wo man seinen Flug online auf weglide.org hochlädt und bewertet bekommt – und zentrale Wettbewerbe, bei denen sich alle Piloten auf einem Flugplatz treffen. Dann starten bis zu 40 Flugzeuge pro Wertungsklasse nacheinander, meist alle innerhalb weniger Minuten. Bei Wettbewerben werden Flugdistanz und Geschwindigkeit bewertet.


Gibt es Situationen, in denen man nicht mehr zurück zum Flugplatz kommt?

Ja, das kommt vor. Dann macht man eine sogenannte Außenlandung – also eine ganz normale Landung auf einem Feld oder einer Wiese. Das wird in der Ausbildung intensiv trainiert. Es ist kein Notfall, auch wenn die Presse es leider oft so darstellt. Natürlich gibt es dafür Versicherungen, falls man eine Wiese beschädigt. Aber wir haben nur ein Rad – da passiert meist nicht viel.


Wie schnell fliegst du eigentlich
beim Segelfliegen?

Im Streckensegelflug fliegen wir normalerweise bis zu 180km/h schnell von Thermik (Aufwind) zu Thermik. Moderne Segelflugzeuge dürfen maximal bis zu 280 km/h, aber das ist im normalen Vereinsflugbetrieb unüblich. Wir passen die Geschwindigkeit zwischen den Aufwinden, dem Wetter und der Thermikstärke an. Es geht darum, eine optimale Durchschnittsgeschwindigkeit zu erreichen, ohne zu viel Höhe zu verlieren.


Ist Segelfliegen ein teurer Sport?

Ich finde nicht. Da der Verein den Mitgliedern Flugzeuge zur Verfügung stellt, muss nicht jeder Pilot ein eigenes Flugzeug besitzen. Ich zahle 60 € im Monat für die Vereinsmitgliedschaft inklusive einer Flugpauschale. Dem Flugsport hängt ein Image hinterher, dass es ein sehr teurer Sport ist, das stimmt aber so nicht. Natürlich kommen noch Kosten für das ein oder andere Equipment hinzu, aber das ist bei jedem Sport so.


Wenn unsere Leser*innen nun Lust haben, mit dem Segelfliegen zu starten – was würdest du ihnen raten?

Geht zu einem Segelflugverein und schuppert einfach mal rein. Das Segelfliegen ist ein toller Sport und für jeden offen! Wir freuen uns immer über Nachwuchs!


Nicolas, danke für das spannende Gespräch! Dein Enthusiasmus für das
Segelfliegen ist wirklich ansteckend.


Sehr gerne – immer wieder!

10 Prozent aus dem Sondervermögen Infrastruktur für die Erhaltung der Sportstätten in NRW
 

Segelflug:

Nicolas Kierdorf

Verein:

Luftsportverein Wipperfürth e.V.

Trainer:

Peter Flosbach

inline GraphicLine

Erfolge:

2025:

3. Platz in der weltweiten

Tageswertung

2024:

1. Platz Sprintwertung Junioren NRW

2. in der Qualifikation Bückeburg

GraphicLine GraphicLine GraphicLine GraphicLine GraphicLine GraphicLine Nachhaltige Olympiabewerbung aus NRW mit vorhandenen Sportstätten Wolke2 Nachhaltige Olympiabewerbung aus NRW mit vorhandenen Sportstätten Nachhaltige Olympiabewerbung aus NRW mit vorhandenen Sportstätten Nachhaltige Olympiabewerbung aus NRW mit vorhandenen Sportstätten Nachhaltige Olympiabewerbung aus NRW mit vorhandenen Sportstätten Nachhaltige Olympiabewerbung aus NRW mit vorhandenen Sportstätten Wolke01 Wolke01 Wolke2 wolke3 Nachhaltige Olympiabewerbung aus NRW mit vorhandenen Sportstätten wolke3 flugzeug Nachhaltige Olympiabewerbung aus NRW mit vorhandenen Sportstätten Nachhaltige Olympiabewerbung aus NRW mit vorhandenen Sportstätten
10 Prozent aus dem Sondervermögen Infrastruktur für die Erhaltung der Sportstätten in NRW
10 Prozent aus dem Sondervermögen Infrastruktur für die Erhaltung der Sportstätten in NRW
Foto © LSB NRW / Andrea Bowinkelmann WestLotto Toptalente NRW
Nicolas Kierdorf das Toptalente NRW im Herbst kniet auf der Startbahnwiese und inspiziert sein Segelflugzeug 10 Prozent aus dem Sondervermögen Infrastruktur für die Erhaltung der Sportstätten in NRW Segelflug: Nicolas Kierdorf Verein: Luftsportverein Wipperf rth, Trainer: Peter Flosbach Logo Westlotto Toptalente NRW Segelflugzeug des Toptalente NRW vor einer imposanten Wolkenkulisse
 
 Interview Max Rembert // Fotos Andrea Bowinkelmann

Videoporträt

Nicolas Kierdorf

Wie bist du zum Segelfliegen gekommen?

Mein Vater fliegt auch, aber er hat immer darauf geachtet, mich nicht zu sehr in dieses Hobby hineinzuziehen. Er wollte, dass ich es aus eigenem Antrieb mache – und nicht, weil ich als Kind einfach überall mitgeschleppt wurde. Meine Mutter erzählt aber, dass ich schon im Kinderwagen lieber in den Himmel als auf die Straße geschaut habe. Die Begeisterung war also früh da.

Ich habe dann zuerst mit Modellflug angefangen, so mit zehn, elf Jahren. Und mit 13 hat mir mein Vater die Anmeldung für den Segelflugverein hingelegt und gesagt: „Wenn du da mitmachen willst, musst du das selbst ausfüllen.“


Und mit 14 bist du dann
schon allein geflogen?

Genau. Mit 14 darf man in Deutschland tatsächlich schon allein fliegen. Ich habe kurz vor meinem 14. Geburtstag mit der Ausbildung begonnen, was durch meine Fliegerfamilie etwas früher ging. Die ersten Alleinflüge sind natürlich total surreal – man ist super aufgeregt. Aber man hat auch fast ein Jahr Ausbildung hinter sich, ist gut vorbereitet und braucht die Freigabe von mehreren Fluglehrern. Es ist ein unglaubliches Gefühl. Ich war damals wirklich jedes Wochenende auf dem Flugplatz. Selbst mit 16, wenn andere auf Partys waren, bin ich manchmal später nachgekommen oder früher gegangen – das Fliegen stand immer im Mittelpunkt.


Das klingt nach einem sehr zeitintensiven Hobby. Wie lässt sich das in den Alltag
integrieren?

Es ist tatsächlich sehr zeitaufwendig. Wenn man das Segelfliegen als Leistungssport betreibt, braucht man den ganzen Tag. Man steht früh auf, fährt zum Flugplatz, baut das Flugzeug auf – das dauert alles seine Zeit. An besonders guten Tagen ist man ab 9 Uhr in der Luft und fliegt bis zu 11 Stunden. Danach muss alles wieder abgebaut werden. Um 23 Uhr ist man dann vielleicht wieder zu Hause.


Und wenn man es „nur“ als Hobby betreibt?

Dann kann man etwas flexibler sein. Aber generell gilt: Segelfliegen ist immer tagesfüllend. Es ist kein Hobby, das man „mal eben“ macht. Und weil es ein Teamsport ist, muss man sich auch gegenseitig unterstützen.

Teamsport? Das überrascht mich jetzt – man sitzt doch allein im Flugzeug?

Stimmt, in der Luft ist man meistens allein. Aber um überhaupt starten zu können, braucht es ein ganzes Team: Jemand muss auf dem Turm sein, jemand am Startwagen, einer kümmert sich ums Seil, ein anderer bedient die Winde oder das Schleppflugzeug. Damit alle an einem Tag fliegen können, muss jeder mithelfen.


Es gibt also verschiedene Startarten
– was ist der Unterschied zwischen
Windenstart und Flugzeugschlepp?

Der Windenstart ist sehr kurz und intensiv – in etwa 30 Sekunden ist man auf 400 Meter Höhe, mit extrem hohen Steigwerten. Der Nachteil ist, dass man nah am Flugplatz startet und dort erstmal ist. Beim Flugzeugschlepp hinter einem Motorflugzeug kann ich viel höher und auch gezielt dorthin geschleppt werden, wo ich Aufwinde erwarte. Das ist teurer, aber bei Wettbewerben der Standard.


Apropos Aufwinde – woher weiß man überhaupt, wo die sind?

Das ist Erfahrungssache. Es gibt verschiedene Arten von Aufwinden: Hangaufwinde, Wellenaufwinde und thermische Aufwinde – die nutzen wir am häufigsten. Die entstehen zum Beispiel, wenn sich eine dunkle Fläche wie eine Fabrikhalle stärker aufheizt als die Umgebung. Die warme Luft steigt auf, kühlt in der Höhe ab, und es bildet sich eine Wolke. Diese Wolken dienen uns quasi als Wegweiser. Aber an komplett wolkenfreien Tagen müssen wir anhand von Bodenmerkmalen und Wetterdaten selbst interpretieren, wo gute Aufwinde sein könnten.


Klingt fast wie ein zweites Studium …

Nicolas: In gewisser Weise ja. Es ist sehr komplex, man braucht viel Erfahrung. Deshalb sind ältere Piloten oft sogar besser als jüngere – sie kennen viele Wettersituationen einfach schon.


Wie läuft ein Segelflugwettbewerb denn ab?

Es gibt zwei Arten: dezentrale Wettbewerbe, wo man seinen Flug online auf weglide.org hochlädt und bewertet bekommt – und zentrale Wettbewerbe, bei denen sich alle Piloten auf einem Flugplatz treffen. Dann starten bis zu 40 Flugzeuge pro Wertungsklasse nacheinander, meist alle innerhalb weniger Minuten. Bei Wettbewerben werden Flugdistanz und Geschwindigkeit bewertet.


Gibt es Situationen, in denen man nicht mehr zurück zum Flugplatz kommt?

Ja, das kommt vor. Dann macht man eine sogenannte Außenlandung – also eine ganz normale Landung auf einem Feld oder einer Wiese. Das wird in der Ausbildung intensiv trainiert. Es ist kein Notfall, auch wenn die Presse es leider oft so darstellt. Natürlich gibt es dafür Versicherungen, falls man eine Wiese beschädigt. Aber wir haben nur ein Rad – da passiert meist nicht viel.


Wie schnell fliegst du eigentlich
beim Segelfliegen?

Im Streckensegelflug fliegen wir normalerweise bis zu 180km/h schnell von Thermik (Aufwind) zu Thermik. Moderne Segelflugzeuge dürfen maximal bis zu 280 km/h, aber das ist im normalen Vereinsflugbetrieb unüblich. Wir passen die Geschwindigkeit zwischen den Aufwinden, dem Wetter und der Thermikstärke an. Es geht darum, eine optimale Durchschnittsgeschwindigkeit zu erreichen, ohne zu viel Höhe zu verlieren.


Ist Segelfliegen ein teurer Sport?

Ich finde nicht. Da der Verein den Mitgliedern Flugzeuge zur Verfügung stellt, muss nicht jeder Pilot ein eigenes Flugzeug besitzen. Ich zahle 60 € im Monat für die Vereinsmitgliedschaft inklusive einer Flugpauschale. Dem Flugsport hängt ein Image hinterher, dass es ein sehr teurer Sport ist, das stimmt aber so nicht. Natürlich kommen noch Kosten für das ein oder andere Equipment hinzu, aber das ist bei jedem Sport so.


Wenn unsere Leser*innen nun Lust haben, mit dem Segelfliegen zu starten – was würdest du ihnen raten?

Geht zu einem Segelflugverein und schuppert einfach mal rein. Das Segelfliegen ist ein toller Sport und für jeden offen! Wir freuen uns immer über Nachwuchs!


Nicolas, danke für das spannende Gespräch! Dein Enthusiasmus für das Segelfliegen ist wirklich ansteckend.


Sehr gerne – immer wieder!

10 Prozent aus dem Sondervermögen Infrastruktur für die Erhaltung der Sportstätten in NRW
 

Segelflug:

Nicolas Kierdorf

Verein:

Luftsportverein Wipperfürth e.V.

Trainer:

Peter Flosbach

inline GraphicLine

Erfolge:

2025:

3. Platz in der weltweiten

Tageswertung

2024:

1. Platz Sprintwertung Junioren NRW

2. in der Qualifikation Bückeburg

GraphicLine GraphicLine GraphicLine GraphicLine GraphicLine GraphicLine Nachhaltige Olympiabewerbung aus NRW mit vorhandenen Sportstätten Wolke2 Nachhaltige Olympiabewerbung aus NRW mit vorhandenen Sportstätten Nachhaltige Olympiabewerbung aus NRW mit vorhandenen Sportstätten Nachhaltige Olympiabewerbung aus NRW mit vorhandenen Sportstätten Nachhaltige Olympiabewerbung aus NRW mit vorhandenen Sportstätten Nachhaltige Olympiabewerbung aus NRW mit vorhandenen Sportstätten Wolke01 Wolke01 Wolke2 wolke3 Nachhaltige Olympiabewerbung aus NRW mit vorhandenen Sportstätten wolke3 flugzeug Nachhaltige Olympiabewerbung aus NRW mit vorhandenen Sportstätten Nachhaltige Olympiabewerbung aus NRW mit vorhandenen Sportstätten
10 Prozent aus dem Sondervermögen Infrastruktur für die Erhaltung der Sportstätten in NRW
10 Prozent aus dem Sondervermögen Infrastruktur für die Erhaltung der Sportstätten in NRW
Oval Foto © LSB NRW / Andrea Bowinkelmann WestLotto Toptalente NRW