loading... 
Oval Text Patrick Plewe // Fotos © LSB / Andrea Bowinkelmann Achtsamkeit im Sport GraphicLine GraphicLine GraphicLine GraphicLine GraphicLine lsb.nrw GraphicLine Gruppe von bungsleiter*innen praktiziert Achtsamkeit auf einer Wiese in Essen GraphicLine GraphicLine GraphicLine GraphicLine

Draußen, auf einer Wiese in Essen, zwischen Löwenzahn und Gräsern, lernt der Sport an diesem warmen Sommertag das Inne­halten. 18 Frauen und Männer, ein paar jüngeren, viele etwas älteren Jahrgangs, schließen auf Bitte von Kursleiterin Vera Heimann ihre Augen, atmen tief und bewusst in den Bauch, schreiten langsam durch das Grün oder riechen an den Früchten eines Apfelbaums.

Die Teilnehmenden machen das zwar auch, um sich selbst etwas Gutes zu tun – vor allem aber sollen sie die hier gemachten Erfahrungen und das erworbene Wissen später in ihre Sportvereine tragen und dadurch vielen anderen Menschen helfen. Zwei Tage bilden sich die Übungsleiter*innen dafür unter dem Titel „Body & Mind Balance – Achtsamkeits- und Entspannungstraining“ in Essen fort – und sind damit thematisch voll auf der Höhe der Zeit.


Forderung an Politik und Öffentlichkeit


Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg, Wirtschaftskrise, Klimakrise und dazu noch ein mediales Überangebot durch Social Media, Smartphones und Co.: Viele Menschen stellen die Herausforderungen der heutigen Zeit vor mentale Probleme. Eine Überreizung bis hin zur Überforderung, Stress oder sogar Depressionen gehen immer öfter damit einher. Aus diesem Grund hat das Thema Achtsamkeit in den vergangenen Jahren gesamtgesellschaftlich eine besondere Bedeutung bekommen.

Die Leopoldina, die Nationale Akademie der Wissenschaften, hat ihm in einer Stellungnahme vom September 2024 sogar einen eigenen Unterpunkt gewidmet. Die Forderung an Politik und Öffentlichkeit: Damit Kinder und Jugendliche in diesen Zeiten einen angemessenen Umgang mit ihren eigenen Emotionen entwickeln und ihre Aufmerksamkeit und ihr Verhalten selbst steuern können, muss die Praxis der Achtsamkeit dauerhaft in Kindertagesstätten und Schulen integriert werden. Bemerkenswert: Dabei führt die Leopoldina an, dass das Thema auch im Sport eine immer wichtigere Rolle spielt.


Top-Athlet*innen machen Achtsamkeitstraining


Dr. Christian Zepp kann das bestätigen. „In der Sportwissenschaft wird sich seit einigen Jahren immer mehr mit dem Thema beschäftigt. Und auch die Integration in das Training von Top-Athlet*innen ist mittlerweile sehr groß“, sagt der sportpsychologische Experte des Olympiastützpunkts NRW in Köln. Aber was bedeutet Achtsamkeit genau? „Achtsamkeit heißt: Ich habe meine Aufmerksamkeit im gegenwärtigen Moment – willentlich, und ohne das zu beurteilen, was ich erlebe, wahrnehme und fühle“, erklärt Zepp.

In erster Linie ist Achtsamkeit also eine Praxis der Selbstbeobachtung, der Wahrnehmung eigener Gedanken und Gefühle sowie eigenen Verhaltens. Und was ist der Effekt von Achtsamkeit? „Achtsamkeit kann Klarheit und emotionale Stabilität

schaffen, es kann Eigenverantwortung fördern, weil ich Verantwortung für das übernehme, was ich sage und wie ich auf etwas reagiere, was von außen kommt“, erläutert Zepp, der unter anderem bei der deutschen Tischtennis-Nationalmannschaft seit mehreren Jahren Achtsamkeitstraining einsetzt. Im Breitensport jedoch sieht auch Zepp noch viel Potenzial in diesem Bereich.


Positive Auswirkungen auf Geist und Körper


Um dieses Potenzial zu entfalten, findet in Essen das Fortbildungsangebot für Übungsleiter*innen statt. Für die Integration in den Breitensport hat Kursleiterin Vera Heimann dabei einen Ansatz gewählt, der neben dem Geist auch den Körper einbezieht. Denn: „Wer lernt, sich besser wahrzunehmen, trainiert nicht nur seinen Geist, sondern schützt auch seinen Körper vor stressbedingten Beschwerden. Durch Achtsamkeitstraining wird zum Beispiel der Blutdruck gesenkt, die Herzfrequenz wird reguliert und das Immunsystem gestärkt“, erklärt Heimann.

Auch deswegen hat die Essener Außenstelle des SportBildungswerks NRW das Fortbildungsangebot ins Leben gerufen: „Achtsamkeit hat auch mit Bewegung und somit auch mit Sport zu tun“, sagt Carina Auth, pädagogische Leitung der Außenstelle des SportBildungswerks. „Stress wird reduziert, Entspannung gefördert – Achtsamkeitsangebote im Sport können darüber hinaus also auch einen positiven Effekt auf den privaten und beruflichen Alltag haben.“ Kinder und Jugendliche profitieren davon zum Beispiel in der Schule.


Rehasport als Einsatzgebiet für Achtsamkeit


Zunächst einmal richtet sich das Angebot auf der Wiese in Essen aber ganz konkret an den Rehasport. Die Übungsleiter*innen, die sich im Schatten der Bäume von Vera Heimann anleiten lassen, geben also in Breitensport-Vereinen Kurse, die unter Titeln wie „Herzsport“, „Lungensport“ oder „Rückentraining“ stattfinden. Heißt: Es liegen körperliche Beschwerden vor und es soll nun achtsam „mehr auf den eigenen Körper gehört und in ihn hineingespürt werden“, wie Vera Heimann sagt.

Die erste Übung dafür: Atmen. Denn, so erklärt Heimann: „Der erste Schritt zur Achtsamkeit ist ein einfacher Atemzug – sich nur auf den Atem zu konzentrieren, den Atem als Anker im Hier und Jetzt zu nehmen und seine Gedanken wertfrei weiterziehen zu lassen.“ Nach und nach wird es zwischen

dem Löwenzahn und den Gräsern dann physischer: einem BodyScan, also der systematischen Wahrnehmung des eigenen Körpers von Kopf bis Fuß, folgen zum Beispiel eine Körper-Klopfmassage und Yoga-Übungen – erste Ansätze also, um das Thema Achtsamkeit im Breitensport zu integrieren.


Leitende Person einer Gruppe in der Verantwortung


Aus Sicht von Dr. Christian Zepp gibt es viele weitere Wege, die Praxis der Achtsamkeit in Breitensport-Vereinen zu implementieren: „Achtsamkeitskurse sind eine Möglichkeit, aber auch Workshops oder eine einmalige Achtsamkeitseinheit, zum Beispiel in einer Projektwoche oder einem Trainingslager.“ Und das gilt nicht nur für erwachsene Aktive, auch im Jugendtraining entfalten Achtsamkeitsübungen ihre Wirkung.

Eine konkrete Übung, die Zepp einfällt: achtsames Aufwärmen zu Beginn einer Übungseinheit – also eine ganz bewusste
Ausführung von Bewegungen, verbunden damit, sich auf die eigene Atmung zu konzentrieren. Der sportpsychologische Experte wirbt in diesem Zusammenhang für eine regelmäßige Integration des Themas Achtsamkeit in das reguläre Training: „Das wäre – egal in welcher Sportart – super hilfreich.“ Dabei betont Zepp: „Achtsamkeit beginnt immer mit der Haltung der leitenden Person einer Gruppe.“

Definition

Achtsamkeit


… bedeutet, auf eine bestimmte Weise aufmerksam zu sein:
bewusst wahrnehmend, im gegenwärtigen Augenblick und ohne zu urteilen. Der Begriff Achtsamkeit hat seinen Ursprung im Buddhismus. Seit einigen Jahrzehnten hat die Praxis der Achtsamkeit jedoch auch außerhalb des religiösen Kontextes an Bedeutung gewonnen.

meinsportnetz.nrw


direkt zu Aktuellen angeboten
zum Thema „Achtsamkeit“


go.lsb.nrw/sportnetznrw-achtsamkeit

Sich als

Übungsleiter*in für

Achtsamkeitstraining
qualifizieren





Group


„mein SportNetz NRW“ ist die Lernplattform des Landessportbundes NRW. Im dortigen Qualifizierungs­portal finden sich unter dem Stichwort „Achtsamkeit“ viele Fortbildungs-Angebote für Übungsleiter*innen. Die Angebote haben unterschiedliche Schwerpunkte, das erworbene Wissen kann anschließend in den verschiedensten Sportgruppen integriert werden.

Oval Text Patrick Plewe // Fotos © LSB / Andrea Bowinkelmann Achtsamkeit im Sport GraphicLine GraphicLine GraphicLine GraphicLine GraphicLine lsb.nrw GraphicLine Gruppe von bungsleiter*innen praktiziert Achtsamkeit auf einer Wiese in Essen GraphicLine GraphicLine GraphicLine GraphicLine

Draußen, auf einer Wiese in Essen, zwischen Löwenzahn und Gräsern, lernt der Sport an diesem warmen Sommertag das Inne­halten. 18 Frauen und Männer, ein paar jüngeren, viele etwas älteren Jahrgangs, schließen auf Bitte von Kursleiterin Vera Heimann ihre Augen, atmen tief und bewusst in den Bauch, schreiten langsam durch das Grün oder riechen an den Früchten eines Apfelbaums.

Die Teilnehmenden machen das zwar auch, um sich selbst etwas Gutes zu tun – vor allem aber sollen sie die hier gemachten Erfahrungen und das erworbene Wissen später in ihre Sportvereine tragen und dadurch vielen anderen Menschen helfen. Zwei Tage bilden sich die Übungsleiter*innen dafür unter dem Titel „Body & Mind Balance – Achtsamkeits- und Entspannungstraining“ in Essen fort – und sind damit thematisch voll auf der Höhe der Zeit.


Forderung an Politik und Öffentlichkeit


Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg, Wirtschaftskrise, Klimakrise und dazu noch ein mediales Überangebot durch Social Media, Smartphones und Co.: Viele Menschen stellen die Herausforderungen der heutigen Zeit vor mentale Probleme. Eine Überreizung bis hin zur Überforderung, Stress oder sogar Depressionen gehen immer öfter damit einher. Aus diesem Grund hat das Thema Achtsamkeit in den vergangenen Jahren gesamtgesellschaftlich eine besondere Bedeutung bekommen.

Die Leopoldina, die Nationale Akademie der Wissenschaften, hat ihm in einer Stellungnahme vom September 2024 sogar einen eigenen Unterpunkt gewidmet. Die Forderung an Politik und Öffentlichkeit: Damit Kinder und Jugendliche in diesen Zeiten einen angemessenen Umgang mit ihren eigenen Emotionen entwickeln und ihre Aufmerksamkeit und ihr Verhalten selbst steuern können, muss die Praxis der Achtsamkeit dauerhaft in Kindertagesstätten und Schulen integriert werden. Bemerkenswert: Dabei führt die Leopoldina an, dass das Thema auch im Sport eine immer wichtigere Rolle spielt.


Top-Athlet*innen machen Achtsamkeitstraining


Dr. Christian Zepp kann das bestätigen. „In der Sportwissenschaft wird sich seit einigen Jahren immer mehr mit dem Thema beschäftigt. Und auch die Integration in das Training von Top-Athlet*innen ist mittlerweile sehr groß“, sagt der sportpsychologische Experte des Olympiastützpunkts NRW in Köln. Aber was bedeutet Achtsamkeit genau? „Achtsamkeit heißt: Ich habe meine Aufmerksamkeit im gegenwärtigen Moment – willentlich, und ohne das zu beurteilen, was ich erlebe, wahrnehme und fühle“, erklärt Zepp.

In erster Linie ist Achtsamkeit also eine Praxis der Selbstbeobachtung, der Wahrnehmung eigener Gedanken und Gefühle sowie eigenen Verhaltens. Und was ist der Effekt von Achtsamkeit? „Achtsamkeit kann Klarheit und emotionale Stabilität schaffen, es kann Eigenverantwortung fördern, weil ich Verantwortung für das übernehme, was ich sage und wie ich auf etwas reagiere, was von außen kommt“, erläutert Zepp, der unter anderem bei der deutschen Tischtennis-Nationalmannschaft seit mehreren Jahren Achtsamkeitstraining einsetzt. Im Breitensport jedoch sieht auch Zepp noch viel Potenzial in diesem Bereich.


Positive Auswirkungen auf Geist und Körper


Um dieses Potenzial zu entfalten, findet in Essen das Fortbildungsangebot für Übungsleiter*innen statt. Für die Integration in den Breitensport hat Kursleiterin Vera Heimann dabei einen Ansatz gewählt, der neben dem Geist auch den Körper einbezieht. Denn: „Wer lernt, sich besser wahrzunehmen, trainiert nicht nur seinen Geist, sondern schützt auch seinen Körper vor stressbedingten Beschwerden. Durch Achtsamkeitstraining wird zum Beispiel der Blutdruck gesenkt, die Herzfrequenz wird reguliert und das Immunsystem gestärkt“, erklärt Heimann.

Auch deswegen hat die Essener Außenstelle des SportBildungswerks NRW das Fortbildungsangebot ins Leben gerufen: „Achtsamkeit hat auch mit Bewegung

und somit auch mit Sport zu tun“, sagt Carina Auth, pädagogische Leitung der Außenstelle des SportBildungswerks. „Stress wird reduziert, Entspannung gefördert – Achtsamkeitsangebote im Sport können darüber hinaus also auch einen positiven Effekt auf den privaten und beruflichen Alltag haben.“ Kinder und Jugendliche profitieren davon zum Beispiel in der Schule.


Rehasport als Einsatzgebiet für Achtsamkeit


Zunächst einmal richtet sich das Angebot auf der Wiese in Essen aber ganz konkret an den Rehasport. Die Übungsleiter*innen, die sich im Schatten der Bäume von Vera Heimann anleiten lassen, geben also in Breitensport-Vereinen Kurse, die unter Titeln wie „Herzsport“, „Lungensport“ oder „Rückentraining“ stattfinden. Heißt: Es liegen körperliche Beschwerden vor und es soll nun achtsam „mehr auf den eigenen Körper gehört und in ihn hineingespürt werden“, wie Vera Heimann sagt.

Die erste Übung dafür: Atmen. Denn, so erklärt Heimann: „Der erste Schritt zur Achtsamkeit ist ein einfacher Atemzug – sich nur auf den Atem zu konzentrieren, den Atem als Anker im Hier und Jetzt zu nehmen und seine Gedanken wertfrei weiterziehen zu lassen.“ Nach und nach wird es zwischen dem Lö

wenzahn und den Gräsern dann physischer: einem BodyScan, also der systematischen Wahrnehmung des eigenen Körpers von Kopf bis Fuß, folgen zum Beispiel eine Körper-Klopfmassage und Yoga-Übungen – erste Ansätze also, um das Thema Achtsamkeit im Breitensport zu integrieren.


Leitende Person einer Gruppe in der Verantwortung


Aus Sicht von Dr. Christian Zepp gibt es viele weitere Wege, die Praxis der Achtsamkeit in Breitensport-Vereinen zu implementieren: „Achtsamkeitskurse sind eine Möglichkeit, aber auch Workshops oder eine einmalige Achtsamkeitseinheit, zum Beispiel in einer Projektwoche oder einem Trainingslager.“ Und das gilt nicht nur für erwachsene Aktive, auch im Jugendtraining entfalten Achtsamkeitsübungen ihre Wirkung.

Eine konkrete Übung, die Zepp einfällt: achtsames Aufwärmen zu Beginn einer Übungseinheit – also eine ganz bewusste
Ausführung von Bewegungen, verbunden damit, sich auf die eigene Atmung zu konzentrieren. Der sportpsychologische Experte wirbt in diesem Zusammenhang für eine regelmäßige Integration des Themas Achtsamkeit in das reguläre Training: „Das wäre – egal in welcher Sportart – super hilfreich.“ Dabei betont Zepp: „Achtsamkeit beginnt immer mit der Haltung der leitenden Person einer Gruppe.“

Definition

Achtsamkeit


… bedeutet, auf eine bestimmte Weise aufmerksam zu sein:
bewusst wahrnehmend, im gegenwärtigen Augenblick und ohne zu urteilen. Der Begriff Achtsamkeit hat seinen Ursprung im Buddhismus. Seit einigen Jahrzehnten hat die Praxis der Achtsamkeit jedoch auch außerhalb des religiösen Kontextes an Bedeutung gewonnen.

meinsportnetz.nrw


direkt zu Aktuellen
angeboten zum
Thema „Achtsamkeit“


go.lsb.nrw/sportnetznrw-
achtsamkeit

Sich als

Übungsleiter*in für

Achtsamkeitstraining
qualifizieren





Group


„mein SportNetz NRW“ ist die Lernplattform des Landessportbundes NRW. Im dortigen Qualifizierungs­portal finden sich unter dem Stichwort „Achtsamkeit“ viele Fortbildungs-Angebote für Übungsleiter*innen. Die Angebote haben unterschiedliche Schwerpunkte, das erworbene Wissen kann anschließend in den verschiedensten Sportgruppen integriert werden.

Oval Text Patrick Plewe // Fotos © LSB / Andrea Bowinkelmann Achtsamkeit im Sport GraphicLine GraphicLine GraphicLine GraphicLine GraphicLine lsb.nrw Gruppe von bungsleiter*innen praktiziert Achtsamkeit auf einer Wiese in Essen GraphicLine GraphicLine

Draußen, auf einer Wiese in Essen, zwischen Löwenzahn und Gräsern, lernt der Sport an diesem warmen Sommertag das Inne­halten. 18 Frauen und Männer, ein paar jüngeren, viele etwas älteren Jahrgangs, schließen auf Bitte von Kursleiterin Vera Heimann ihre Augen, atmen tief und bewusst in den Bauch, schreiten langsam durch das Grün oder riechen an den Früchten eines Apfelbaums.

Die Teilnehmenden machen das zwar auch, um sich selbst etwas Gutes zu tun – vor allem aber sollen sie die hier gemachten Erfahrungen und das erworbene Wissen später in ihre Sportvereine tragen und dadurch vielen anderen Menschen helfen. Zwei Tage bilden sich die Übungsleiter*innen dafür unter dem Titel „Body & Mind Balance – Achtsamkeits- und Entspannungstraining“ in Essen fort – und sind damit thematisch voll auf der Höhe der Zeit.


Forderung an Politik und Öffentlichkeit


Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg, Wirtschaftskrise, Klimakrise und dazu noch ein mediales Überangebot durch Social Media, Smartphones und Co.: Viele Menschen stellen die Herausforderungen der heutigen Zeit vor mentale Probleme. Eine Überreizung bis hin zur Überforderung, Stress oder sogar Depressionen gehen immer öfter damit einher. Aus diesem Grund hat das Thema Achtsamkeit in den vergangenen Jahren gesamtgesellschaftlich eine besondere Bedeutung bekommen.

Die Leopoldina, die Nationale Akademie der Wissenschaften, hat ihm in einer Stellungnahme vom September 2024 sogar einen eigenen Unterpunkt gewidmet. Die Forderung an Politik und Öffentlichkeit: Damit Kinder und Jugendliche in diesen Zeiten einen angemessenen Umgang mit ihren eigenen Emotionen entwickeln und ihre Aufmerksamkeit und ihr Verhalten selbst steuern können, muss die Praxis der Achtsamkeit dauerhaft in Kindertagesstätten und Schulen integriert werden. Bemerkenswert: Dabei führt die Leopoldina an, dass das Thema auch im Sport eine immer wichtigere Rolle spielt.


Top-Athlet*innen machen Achtsamkeitstraining


Dr. Christian Zepp kann das bestätigen. „In der Sportwissenschaft wird sich seit einigen Jahren immer mehr mit dem Thema beschäftigt. Und auch die Integration in das Training von Top-Athlet*innen ist mittlerweile sehr groß“, sagt der sportpsychologische Experte des Olympiastützpunkts NRW in Köln. Aber was bedeutet Achtsamkeit genau? „Achtsamkeit heißt: Ich habe meine Aufmerksamkeit im gegenwärtigen Moment – willentlich, und ohne das zu beurteilen, was ich erlebe, wahrnehme und fühle“, erklärt Zepp.

In erster Linie ist Achtsamkeit also eine Praxis der Selbstbeobachtung, der Wahrnehmung eigener Gedanken und Gefühle sowie eigenen Verhaltens. Und was ist der Effekt von Achtsamkeit? „Achtsamkeit kann Klarheit und emotionale Stabilität schaffen, es kann Eigenverantwortung fördern, weil ich Verantwortung für das übernehme, was ich sage und wie ich auf etwas reagiere, was von außen kommt“, erläutert Zepp, der unter anderem bei der deutschen Tischtennis-Nationalmannschaft seit mehreren Jahren Achtsamkeitstraining einsetzt. Im Breitensport jedoch sieht auch Zepp noch viel Potenzial in diesem Bereich.


Positive Auswirkungen auf Geist und Körper


Um dieses Potenzial zu entfalten, findet in Essen das Fortbildungsangebot für Übungsleiter*innen statt. Für die Integration in den Breitensport hat Kursleiterin Vera Heimann dabei einen Ansatz gewählt, der neben dem Geist auch den Körper einbezieht. Denn: „Wer lernt, sich besser wahrzunehmen, trainiert nicht nur seinen Geist, sondern schützt auch seinen Körper vor stressbedingten Beschwerden. Durch Achtsamkeitstraining wird zum Beispiel der Blutdruck gesenkt, die Herzfrequenz wird reguliert und das Immunsystem gestärkt“, erklärt Heimann.

Auch deswegen hat die Essener Außenstelle des SportBildungswerks NRW das Fortbildungsangebot ins Leben gerufen: „Achtsamkeit hat auch mit Bewegung und somit auch mit Sport zu tun“, sagt Carina Auth, pädagogische Leitung der Außenstelle des SportBildungswerks. „Stress wird reduziert, Entspannung gefördert – Achtsamkeitsangebote im Sport können darüber hinaus also auch einen positiven Effekt auf den privaten und beruflichen Alltag haben.“ Kinder und Jugendliche profitieren davon zum Beispiel in der Schule.


Rehasport als Einsatzgebiet für Achtsamkeit


Zunächst einmal richtet sich das Angebot auf der Wiese in Essen aber ganz konkret an den Rehasport. Die Übungsleiter*innen, die sich im Schatten der Bäume von Vera Heimann anleiten lassen, geben also in Breitensport-Vereinen Kurse, die unter Titeln wie „Herzsport“, „Lungensport“ oder „Rückentraining“ stattfinden. Heißt: Es liegen körperliche Beschwerden vor und es soll nun achtsam „mehr auf den eigenen Körper gehört und in ihn hineingespürt werden“, wie Vera Heimann sagt.

Die erste Übung dafür: Atmen. Denn, so erklärt Heimann: „Der erste Schritt zur Achtsamkeit ist ein einfacher Atemzug – sich nur auf den Atem zu konzentrieren, den Atem als Anker im Hier und Jetzt zu nehmen und seine Gedanken wertfrei weiterziehen zu lassen.“ Nach und nach wird es zwischen dem Löwenzahn und den Gräsern dann physischer: einem BodyScan, also der systematischen Wahrnehmung des eigenen Körpers von Kopf bis Fuß, folgen zum Beispiel eine Körper-Klopfmassage und Yoga-Übungen – erste Ansätze also, um das Thema Achtsamkeit im Breitensport zu integrieren.


Leitende Person einer Gruppe in der Verantwortung


Aus Sicht von Dr. Christian Zepp gibt es viele weitere Wege, die Praxis der Achtsamkeit in Breitensport-Vereinen zu implementieren: „Achtsamkeitskurse sind eine Möglichkeit, aber auch Workshops oder eine einmalige Achtsamkeitseinheit, zum Beispiel in einer Projektwoche oder einem Trainingslager.“ Und das gilt nicht nur für erwachsene Aktive, auch im Jugendtraining entfalten Achtsamkeitsübungen ihre Wirkung.

Eine konkrete Übung, die Zepp einfällt: achtsames Aufwärmen zu Beginn einer Übungseinheit – also eine ganz bewusste
Ausführung von Bewegungen, verbunden damit, sich auf die eigene Atmung zu konzentrieren. Der sportpsychologische Experte wirbt in diesem Zusammenhang für eine regelmäßige Integration des Themas Achtsamkeit in das reguläre Training: „Das wäre – egal in welcher Sportart – super hilfreich.“ Dabei betont Zepp: „Achtsamkeit beginnt immer mit der Haltung der leitenden Person einer Gruppe.“

Definition

Achtsamkeit


… bedeutet, auf eine bestimmte Weise aufmerksam zu sein:
bewusst wahrnehmend, im gegenwärtigen Augenblick und ohne zu urteilen. Der Begriff Achtsamkeit hat seinen Ursprung im Buddhismus. Seit einigen Jahrzehnten hat die Praxis der Achtsamkeit jedoch auch außerhalb des religiösen Kontextes an Bedeutung gewonnen.

meinsportnetz.nrw


direkt zu Aktuellen angeboten
zum Thema „Achtsamkeit“


go.lsb.nrw/sportnetznrw-achtsamkeit

Sich als

Übungsleiter*in für

Achtsamkeitstraining
qualifizieren





Group


„mein SportNetz NRW“ ist die Lernplattform des Landessportbundes NRW. Im dortigen Qualifizierungs­portal finden sich unter dem Stichwort „Achtsamkeit“ viele Fortbildungs-Angebote für Übungsleiter*innen. Die Angebote haben unterschiedliche Schwerpunkte, das erworbene Wissen kann anschließend in den verschiedensten Sportgruppen integriert werden.