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Olympia 2036 für NRW mit nachhaltigen Sportstätten und Schutzkonzepte für Sportvereine Olympia 2036 für NRW mit nachhaltigen Sportstätten und Schutzkonzepte für Sportvereine

Herr Flümann, wenn es die Sportstiftung NRW noch nicht gäbe, warum müsste man sie erfinden?

Weil es einen großen Bedarf an gezielter Förderung im Nachwuchs­bereich gibt. Die Deutsche Sport-hilfe leistet auf Bundesebene sehr gute Arbeit. Aber die Länder müssen überhaupt erst dafür sorgen, dass junge Talente so vorbereitet werden, dass sie später in Richtung nationale Sportförderung aufrücken können. Deswegen muss es auf Länderebene eben Sportstiftungen wie unsere geben.


Die Sportstiftung wird dieses Jahr 25 Jahre alt, zum Jubiläum zieht man ja gerne mal Bilanz. Wie fällt die aus? Schaut man da nur auf die Zahl der geförderten Sportler*innen oder auf gewonnene Titel?

Natürlich gibt es Kennzahlen, die Key-Performance-Indikatoren, die man anwendet, um seine Arbeit zu bewerten. In den vergangenen 25 Jahren haben wir beachtliche75 Millionen Euro zur direkten und indirekten Unterstützung an Athlet*innen ausgeschüttet, die teilweise auch dadurch sehr große Erfolge feiern konnten. Außerdem wurden Institutionen wie das Forschungszentrum für Leistungs­sport „Momentum“ oder die sportpsychologische Initiative „mentaltalent“ mit auf den Weg gebracht, indem wir sie mit einer Anschubfinanzierung ausgestattet haben. Die Sportstiftung ist gut aufgestellt – finanziell solide und mit hohem Ansehen. Aber wir wollen nicht nur auf Zahlen oder auf die Medaillenausbeute achten.


Sondern?

Wir wollen analysieren: Wie ist der Impact unserer Arbeit? Warum investieren wir in den Nachwuchs? Warum fördern wir generell Spitzen­sportler*innen? Wir machen das, weil wir glauben, dass mündige Athlet*innen positiv in die Gesellschaft wirken können. Sie vertreten Werte, die sie zu Vorbildern machen.


Das ist aber schwer zu messen, oder?

Das ist schwerer zu messen als der Medaillenspiegel oder die Fördersumme. Aber wir nehmen die Herausforderung an. Wir möchten erkennen, was wir bewirken und welchen Einfluss inspirierende Athlet*innen auf andere Menschen haben.


Dazu gehört auch, dass die Sportstiftung seit zwei Jahren nicht mehr nur nach Leistung auswählt.

Wir wählen nach wie vor stark nach Leistung aus. Der Faktor Leistung ist der größte Teil unserer Bewertungskriterien. Aber es geht uns eben auch um die Persönlichkeit. Die Sportler*innen bewerben sich zum Beispiel mit einem Video bei uns. Darüber erhalten wir einen ersten Eindruck vom möglichen Vorbildcharakter. Der fließt in die Bewertung ein. Wir sagen: Sportler*innen sind Vorbilder und nicht nur Medaillenlieferanten.


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Seit April ist Lucas
Flümann neuer Geschäfts­führer der Sportstiftung NRW, die in diesem Jahr ihr 25-jähriges Jubiläum feiert. Gleich zwei gute Gründe, um sich mal zu einem
Gespräch zu treffen.

Sportler*innen sind

Vorbilder und nicht nur Medaillenlieferanten

Wir im Sport Ausgabe 03 - 2025, Das Magazin des Landessportbund NRW. Editorialdesign and E-Mag Entwurfswerk GraphicLine GraphicLine

Es ist eine verantwortungsvolle
Aufgabe, Athlet*innen auszuwählen
und in die Förderung aufzunehmen

Wir im Sport Ausgabe 03 - 2025, Das Magazin des Landessportbund NRW. Editorialdesign and E-Mag Entwurfswerk

Fällt Ihnen da spontan ein Beispiel ein.

Ja, Max Hoff (Olympiasieger im Kanu-Vierer 2016 aus Köln, Anm. d. Red.), der immer so ein bisschen unter dem Radar geblieben ist und trotzdem seine Erfolge gefeiert hat. Max Hoff ist derart inspirierend, auch für sein unmittelbares Umfeld, weil er jeden Morgen um 5 Uhr aufs Wasser gegangen ist, trainiert hat und sich enorm geschunden hat. Und dann mitzuerleben, wie er 2016 in Rio mit dem Ziel, Gold im Einer zu holen, an den Start gegangen ist, dann ein Blatt in seiner Finne hängen blieb und er im Endlauf nur Siebter wurde, war bitter. Aber sein Umgang mit dieser Niederlage war umso beeindruckender. Das und sein Weg dahin waren für mich inspirierender als seine Medaillen.


Spielt bei der Bewertung auch die mediale Reichweite eine Rolle, zum Beispiel in den Sozialen Medien?

Nein, wir achten nicht auf die Social-Media-Reichweite. Das wäre aus meiner Sicht auch nicht fair und zu viel verlangt. Aber wir wollen die geförderten Athlet*innen dazu befähigen, später medial hohe Reichweiten zu erzielen, wenn sie das möchten. Denn die Sichtbarkeit ihrer Leistungen und ihrer Leidenschaft ist natürlich ein toller Hebel, um als Vorbild zu wirken und andere zu inspirieren. Deshalb helfen wir ihnen dabei, professionellen, wertigen Content zu erstellen.


Laut ihres Wirkungsberichts 2024 fördert die Sportstiftung NRW derzeit rund 650 Sportler*innen.

Inzwischen sind es sogar knapp 700.


Woher stammen die Mittel?

Als Landesstiftung bekommen wir jährlich 4,7 Millionen Euro über den Landeshaushalt aus Lotterieerträgen, dazu kommen 135.000 Euro Spenden aus der Wirtschaft über unser Stipendienprogramm.


Lucas Flümann (M.) im Gespräch mit Kiyo Kuhlbach, LSB-Ressortleiterin
Marketing/Kommunikation, und Redakteur Sven Schlickowey

Wie blicken Sie in die Zukunft? Wird ein heute vielleicht zehnjähriges Kind in fünf, sechs Jahren noch mit einer ähnlichen hohen Förderung rechnen können?

Ich bin zuversichtlich. Die Signale der Landesregierung deuten darauf hin, dass wir auch weiterhin mit diesem Rückhalt rechnen können. Diese Sicherheit gibt uns die Möglichkeit, Eltern von Toptalenten ein gutes Gefühl zu geben, ihre Kinder in den Leistungssport zu entlassen. Die Entbehrungen, die mit Spitzensport einhergehen, sollen durch die Arbeit der Sportstiftung NRW, später durch die der Deutschen Sporthilfe und durch andere Institutionen wie Olympiastützpunkte und Laufbahnberater bestmöglich ausgeglichen werden.


Wenn Geld keine Rolle spielen würde, wie hoch wäre dann die Zahl der geförderten Sportler*innen?

Wir decken heute schon viel ab: 700 Athlet*innen aus über 90 Sportarten, das ist bereits ein beachtlicher Teil der Nachwuchsleistungssportler*innen in NRW. Derzeit bewilligen unser Gutachterausschuss und unser Vorstand etwa 67 Prozent aller Bewerbungen. Dieser Anteil würde sich vermutlich leicht erhöhen, wenn Geld keine Rolle spielen würde. Aber es ist eine verantwortungsvolle Aufgabe, Athlet*innen auszuwählen und in die Förderung aufzunehmen. Zum einen bringen wir den Sportler*innen damit Wertschätzung für ihre Leistungen und Vertrauen entgegen, zum anderen suggerieren wir, dass sie es nach oben schaffen können. Diese Erwartung muss realistisch sein. Deswegen werden wir immer, egal wie hoch die Mittel sind, nur diejenigen aufnehmen, die wirklich das Potenzial haben, mindestens in den nationalen Spitzenbereich vorzudringen.


Ministerpräsident Hendrik Wüst hat Sie bei Ihrer Vorstellung als „Impulsgeber, dessen Expertise in der Athleten­förderung entscheidend dazu beitragen wird, unsere Spitzen­position im Leistungssport weiter auszubauen“ vorgestellt. Welche Impulse dürfen wir von Ihnen erwarten?

Mein Vorgänger Max Hartung hat gemeinsam mit dem Vorstand in den zurückliegenden dreieinhalb Jahren sehr viel im Sinne der Athlet*innen bewegt – die Förderreform zum Beispiel ermöglicht es den Athlet*innen heute, sich selbstbestimmt für eine Förderung zu bewerben. Der gesamte Förderprozess ist erheblich transparenter geworden. Das müssen wir jetzt erst mal weiter auf die Strecke bringen und auch allen Beteiligten im Sport die Gelegenheit geben, sich an unser Förderkonzept zu gewöhnen. Ich sehe meine Aufgabe darin, stetig zu analysieren, mit Athlet*innen und auch allen anderen Partnern im Sportland NRW im Austausch zu bleiben, und die Förderung bei Bedarf anzupassen. Aber evolutionär, nicht revolutionär.


Welche Unterstützung braucht es dafür von der Landesregierung?

Die Sicherheit, dass wir weiterhin mit stabilen Budgets planen können. Dann können wir den Athlet*innen und ihren Eltern glaubhaft das Versprechen geben, dass die Sportstiftung NRW sie mit ganzer Kraft für eine erfolgreiche Zukunft in Leistungssport und Ausbildung unterstützt.

Sportstiftung NRW

Die Sportstiftung NRW wurde im Dezember 2000 gegründet, das Stiftungskapital wurde vom Land NRW eingebracht. Die Stiftung fördert Talente aus olympischen, paralympischen, deaflympischen und World-Games-Sportarten. Ausdrückliches Ziel ist dabei nicht nur die sportliche Entwicklung der Athlet*innen zu unterstützen, sondern auch die persönliche. Teil des Konzepts ist, dass sich die Sportler*innen inzwischen aktiv auf eine Förderung bewerben können. Neben drei Formen der Individualförderung, darunter eine Förde­rung für Internatsplätze, gibt es zusätzliche Angebote wie Kompetenz-­Coaching sowie Workshops und Einzelbetreuungen von und mit Sportpsychologen.



Förderleistungen steigen

Das Stiftungskuratorium mit Ministerpräsident Wüst als Vorsitzendem hat im Mai die Weichen für eine noch gezieltere Athletenförderung gestellt: Zum Wintersemester 2025/26 steigt das NRW-Sportstiftungs-Stipendium von monatlich 300 auf 350 Euro an. Ab Januar 2026 wird auch die Talent-Förderung aufgestockt – von 250 auf 300 Euro pro Monat. Alle Fristen und Informationen rund um die Bewerbung auf

sportstiftung-nrw.de



Lucas Flümann

Lucas Flümann, geb. 1987 in Bonn, ist seit dem 1. April Geschäftsführer der Sportstiftung NRW. Zuvor war er zwölf Jahre lang bei der Stiftung Deutsche Sporthilfe in Leitungsfunktionen in der Athleten­förderung und im Projektmanagement tätig, verantwortete unter anderem die Actionsportmarke „Our House“ und etablierte damit ein neuartiges Förderkonzept für Athlet*innen außerhalb olympischer Verbände. Zuletzt leitete er den Bereich Vertrieb und Partnerbetreuung beim Deutschen Turner-Bund. Der ehemalige Kaderathlet im Badminton-­Nachwuchsbereich lebt in Köln.

GraphicLine GraphicLine Interview Kiyo Kuhlbach, Sven Schlickowey // Fotos © LSB NRW / Andrea Bowinkelmann Im Gespr ch
 
Olympia 2036 für NRW mit nachhaltigen Sportstätten und Schutzkonzepte für Sportvereine Olympia 2036 für NRW mit nachhaltigen Sportstätten und Schutzkonzepte für Sportvereine

Herr Flümann, wenn es die Sportstiftung NRW noch nicht gäbe, warum müsste man sie erfinden?

Weil es einen großen Bedarf an gezielter Förderung im Nachwuchs­bereich gibt. Die Deutsche Sport-hilfe leistet auf Bundesebene sehr gute Arbeit. Aber die Länder müssen überhaupt erst dafür sorgen, dass junge Talente so vorbereitet werden, dass sie später in Richtung nationale Sportförderung aufrücken können. Deswegen muss es auf Länderebene eben Sportstiftungen wie unsere geben.


Die Sportstiftung wird dieses Jahr 25 Jahre alt, zum Jubiläum zieht man ja gerne mal Bilanz. Wie fällt die aus? Schaut man da nur auf die Zahl der geförderten Sportler*innen oder auf gewonnene Titel?

Natürlich gibt es Kennzahlen, die Key-Performance-Indikatoren, die man anwendet, um seine Arbeit zu bewerten. In den vergangenen 25 Jahren haben wir beachtliche75 Millionen Euro zur direkten und indirekten Unterstützung an Athlet*innen ausgeschüttet, die teilweise auch dadurch sehr große Erfolge feiern konnten. Außerdem wurden Institutionen wie das Forschungszentrum für Leistungs­sport „Momentum“ oder die sportpsychologische Initiative „mentaltalent“ mit auf den Weg gebracht, indem wir sie mit einer Anschubfinanzierung ausgestattet haben. Die Sportstiftung ist gut aufgestellt – finanziell solide und mit hohem Ansehen. Aber wir wollen nicht nur auf Zahlen oder auf die Medaillenausbeute achten.


Sondern?

Wir wollen analysieren: Wie ist der Impact unserer Arbeit? Warum investieren wir in den Nachwuchs? Warum fördern wir generell Spitzen­sportler*innen? Wir machen das, weil wir glauben, dass mündige Athlet*innen positiv in die Gesellschaft wirken können. Sie vertreten Werte, die sie zu Vorbildern machen.


Das ist aber schwer zu messen, oder?

Das ist schwerer zu messen als der Medaillenspiegel oder die Fördersumme. Aber wir nehmen die Herausforderung an. Wir möchten erkennen, was wir bewirken und welchen Einfluss inspirierende Athlet*innen auf andere Menschen haben.


Dazu gehört auch, dass die Sportstiftung seit zwei Jahren nicht mehr nur nach Leistung auswählt.

Wir wählen nach wie vor stark nach Leistung aus. Der Faktor Leistung ist der größte Teil unserer Bewertungskriterien. Aber es geht uns eben auch um die Persönlichkeit. Die Sportler*innen bewerben sich zum Beispiel mit einem Video bei uns. Darüber erhalten wir einen ersten Eindruck vom möglichen Vorbildcharakter. Der fließt in die Bewertung ein. Wir sagen: Sportler*innen sind Vorbilder und nicht nur Medaillenlieferanten.

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Seit April ist Lucas
Flümann neuer Geschäfts­führer der Sportstiftung NRW, die in diesem Jahr ihr 25-jähriges Jubiläum feiert. Gleich zwei gute Gründe, um sich mal zu einem
Gespräch zu treffen.

Sportler*innen sind

Vorbilder und nicht nur Medaillenlieferanten

Wir im Sport Ausgabe 03 - 2025, Das Magazin des Landessportbund NRW. Editorialdesign and E-Mag Entwurfswerk Wir im Sport Ausgabe 03 - 2025, Das Magazin des Landessportbund NRW. Editorialdesign and E-Mag Entwurfswerk GraphicLine

Es ist eine verantwortungsvolle Aufgabe, Athlet*innen auszuwählen und in die Förderung aufzunehmen

Wir im Sport Ausgabe 03 - 2025, Das Magazin des Landessportbund NRW. Editorialdesign and E-Mag Entwurfswerk Wir im Sport Ausgabe 03 - 2025, Das Magazin des Landessportbund NRW. Editorialdesign and E-Mag Entwurfswerk


Fällt Ihnen da spontan ein Beispiel ein.

Ja, Max Hoff (Olympiasieger im Kanu-Vierer 2016 aus Köln, Anm. d. Red.), der immer so ein bisschen unter dem Radar geblieben ist und trotzdem seine Erfolge gefeiert hat. Max Hoff ist derart inspirierend, auch für sein unmittelbares Umfeld, weil er jeden Morgen um 5 Uhr aufs Wasser gegangen ist, trainiert hat und sich enorm geschunden hat. Und dann mitzuerleben, wie er 2016 in Rio mit dem Ziel, Gold im Einer zu holen, an den Start gegangen ist, dann ein Blatt in seiner Finne hängen blieb und er im Endlauf nur Siebter wurde, war bitter. Aber sein Umgang mit dieser Niederlage war umso beeindruckender. Das und sein Weg dahin waren für mich inspirierender als seine Medaillen.


Spielt bei der Bewertung auch die mediale Reichweite eine Rolle, zum Beispiel in den Sozialen Medien?

Nein, wir achten nicht auf die Social-Media-Reichweite. Das wäre aus meiner Sicht auch nicht fair und zu viel verlangt. Aber wir wollen die geförderten Athlet*innen dazu befähigen, später medial hohe Reichweiten zu erzielen, wenn sie das möchten. Denn die Sichtbarkeit ihrer Leistungen und ihrer Leidenschaft ist natürlich ein toller Hebel, um als Vorbild zu wirken und andere zu inspirieren. Deshalb helfen wir ihnen dabei, professionellen, wertigen Content zu erstellen.


Laut ihres Wirkungsberichts 2024 fördert die Sportstiftung NRW derzeit rund 650 Sportler*innen.

Inzwischen sind es sogar knapp 700.


Woher stammen die Mittel?

Als Landesstiftung bekommen wir jährlich 4,7 Millionen Euro über den Landeshaushalt aus Lotterieerträgen, dazu kommen 135.000 Euro Spenden aus der Wirtschaft über unser Stipendienprogramm.

Lucas Flümann (M.) im Gespräch mit Kiyo Kuhlbach, LSB-Ressortleiterin Marketing / Kommunikation, und Redakteur Sven Schlickowey

Wie blicken Sie in die Zukunft? Wird ein heute vielleicht zehnjähriges Kind in fünf, sechs Jahren noch mit einer ähnlichen hohen Förderung rechnen können?

Ich bin zuversichtlich. Die Signale der Landesregierung deuten darauf hin, dass wir auch weiterhin mit diesem Rückhalt rechnen können. Diese Sicherheit gibt uns die Möglichkeit, Eltern von Toptalenten ein gutes Gefühl zu geben, ihre Kinder in den Leistungssport zu entlassen. Die Entbehrungen, die mit Spitzensport einhergehen, sollen durch die Arbeit der Sportstiftung NRW, später durch die der Deutschen Sporthilfe und durch andere Institutionen wie Olympiastützpunkte und Laufbahnberater bestmöglich ausgeglichen werden.


Wenn Geld keine Rolle spielen würde, wie hoch wäre dann die Zahl der geförderten Sportler*innen?

Wir decken heute schon viel ab: 700 Athlet*innen aus über 90 Sportarten, das ist bereits ein beachtlicher Teil der Nachwuchsleistungssportler*innen in NRW. Derzeit bewilligen unser Gutachterausschuss und unser Vorstand etwa 67 Prozent aller Bewerbungen. Dieser Anteil würde sich vermutlich leicht erhöhen, wenn Geld keine Rolle spielen würde. Aber es ist eine verantwortungsvolle Aufgabe, Athlet*innen auszuwählen und in die Förderung aufzunehmen. Zum einen bringen wir den Sportler*innen damit Wertschätzung für ihre Leistungen und Vertrauen entgegen, zum anderen suggerieren wir, dass sie es nach oben schaffen können. Diese Erwartung muss realistisch sein. Deswegen werden wir immer, egal wie hoch die Mittel sind, nur diejenigen aufnehmen, die wirklich das Potenzial haben, mindestens in den nationalen Spitzenbereich vorzudringen.


Ministerpräsident Hendrik Wüst hat Sie bei Ihrer Vorstellung als „Impulsgeber, dessen Expertise in der Athleten­förderung entscheidend dazu beitragen wird, unsere Spitzen­position im Leistungssport weiter auszubauen“ vorgestellt. Welche Impulse dürfen wir von Ihnen erwarten?

Mein Vorgänger Max Hartung hat gemeinsam mit dem Vorstand in den zurückliegenden dreieinhalb Jahren sehr viel im Sinne der Athlet*innen bewegt – die Förderreform zum Beispiel ermöglicht es den Athlet*innen heute, sich selbstbestimmt für eine Förderung zu bewerben. Der gesamte Förderprozess ist erheblich transparenter geworden. Das müssen wir jetzt erst mal weiter auf die Strecke bringen und auch allen Beteiligten im Sport die Gelegenheit geben, sich an unser Förderkonzept zu gewöhnen. Ich sehe meine Aufgabe darin, stetig zu analysieren, mit Athlet*innen und auch allen anderen Partnern im Sportland NRW im Austausch zu bleiben, und die Förderung bei Bedarf anzupassen. Aber evolutionär, nicht revolutionär.


Welche Unterstützung braucht es dafür von der Landesregierung?

Die Sicherheit, dass wir weiterhin mit stabilen Budgets planen können. Dann können wir den Athlet*innen und ihren Eltern glaubhaft das Versprechen geben, dass die Sportstiftung NRW sie mit ganzer Kraft für eine erfolgreiche Zukunft in Leistungssport und Ausbildung unterstützt.

Sportstiftung NRW

Die Sportstiftung NRW wurde im Dezember 2000 gegründet, das Stiftungskapital wurde vom Land NRW eingebracht. Die Stiftung fördert Talente aus olympischen, paralympischen, deaflympischen und World-Games-Sportarten. Ausdrückliches Ziel ist dabei nicht nur die sportliche Entwicklung der Athlet*innen zu unterstützen, sondern auch die persönliche. Teil des Konzepts ist, dass sich die Sportler*innen inzwischen aktiv auf eine Förderung bewerben können. Neben drei Formen der Individualförderung, darunter eine Förde­rung für Internatsplätze, gibt es zusätzliche Angebote wie Kompetenz-­Coaching sowie Workshops und Einzelbetreuungen von und mit Sportpsychologen.



Förderleistungen steigen

Das Stiftungskuratorium mit Ministerpräsident Wüst als Vorsitzendem hat im Mai die Weichen für eine noch gezieltere Athletenförderung gestellt: Zum Wintersemester 2025/26 steigt das NRW-Sportstiftungs-Stipendium von monatlich 300 auf 350 Euro an. Ab Januar 2026 wird auch die Talent-Förderung aufgestockt – von 250 auf 300 Euro pro Monat. Alle Fristen und Informationen rund um die Bewerbung auf

sportstiftung-nrw.de



Lucas Flümann

Lucas Flümann, geb. 1987 in Bonn, ist seit dem 1. April Geschäftsführer der Sportstiftung NRW. Zuvor war er zwölf Jahre lang bei der Stiftung Deutsche Sporthilfe in Leitungsfunktionen in der Athleten­förderung und im Projektmanagement tätig, verantwortete unter anderem die Actionsportmarke „Our House“ und etablierte damit ein neuartiges Förderkonzept für Athlet*innen außerhalb olympischer Verbände. Zuletzt leitete er den Bereich Vertrieb und Partnerbetreuung beim Deutschen Turner-Bund. Der ehemalige Kaderathlet im Badminton-­Nachwuchsbereich lebt in Köln.

GraphicLine GraphicLine Interview Kiyo Kuhlbach, Sven Schlickowey // Fotos © LSB NRW / Andrea Bowinkelmann Im Gespr ch
Seit April ist Lucas  Fl mann neuer Gesch fts­f hrer der Sportstiftung NRW, die in diesem Jahr ihr 25-j hriges Jubil um feiert. Gleich zwei gute Gr nde, um sich mal zu einem   Gespr ch zu treffen. Lucas Fl mann (M.) im Gespr ch mit Kiyo Kuhlbach, LSB-Ressortleiterin  Marketing/Kommunikation, und Redakteur Sven Schlickowey

Herr Flümann, wenn es die Sportstiftung NRW noch nicht gäbe, warum müsste man sie erfinden?

Weil es einen großen Bedarf an gezielter Förderung im Nachwuchs­bereich gibt. Die Deutsche Sport-hilfe leistet auf Bundesebene sehr gute Arbeit. Aber die Länder müssen überhaupt erst dafür sorgen, dass junge Talente so vorbereitet werden, dass sie später in Richtung nationale Sportförderung aufrücken können. Deswegen muss es auf Länderebene eben Sportstiftungen wie unsere geben.


Die Sportstiftung wird dieses Jahr 25 Jahre alt, zum Jubiläum zieht man ja gerne mal Bilanz. Wie fällt die aus? Schaut man da nur auf die Zahl der geförderten Sportler*innen oder auf gewonnene Titel?

Natürlich gibt es Kennzahlen, die Key-Performance-Indikatoren, die man anwendet, um seine Arbeit zu bewerten. In den vergangenen 25 Jahren haben wir beachtliche75 Millionen Euro zur direkten und indirekten Unterstützung an Athlet*innen ausgeschüttet, die teilweise auch dadurch sehr große Erfolge feiern konnten. Außerdem wurden Institutionen wie das Forschungszentrum für Leistungs­sport „Momentum“ oder die sportpsychologische Initiative „mentaltalent“ mit auf den Weg gebracht, indem wir sie mit einer Anschubfinanzierung ausgestattet haben. Die Sportstiftung ist gut aufgestellt – finanziell solide und mit hohem Ansehen. Aber wir wollen nicht nur auf Zahlen oder auf die Medaillenausbeute achten.


Sondern?

Wir wollen analysieren: Wie ist der Impact unserer Arbeit? Warum investieren wir in den Nachwuchs? Warum fördern wir generell Spitzen­sportler*innen? Wir machen das, weil wir glauben, dass mündige Athlet*innen positiv in die Gesellschaft wirken können. Sie vertreten Werte, die sie zu Vorbildern machen.

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Seit April ist Lucas
Flümann neuer Geschäfts­führer der Sportstiftung NRW, die in diesem Jahr ihr 25-jähriges Jubiläum feiert. Gleich zwei gute Gründe, um sich mal zu einem
Gespräch zu treffen.

Sportler*innen sind

Vorbilder und nicht nur Medaillenlieferanten

Wir im Sport Ausgabe 03 - 2025, Das Magazin des Landessportbund NRW. Editorialdesign and E-Mag Entwurfswerk GraphicLine GraphicLine

Es ist eine verantwortungsvolle
Aufgabe, Athlet*innen auszuwählen
und in die Förderung aufzunehmen

Wir im Sport Ausgabe 03 - 2025, Das Magazin des Landessportbund NRW. Editorialdesign and E-Mag Entwurfswerk


Das ist aber schwer zu messen, oder?

Das ist schwerer zu messen als der Medaillenspiegel oder die Fördersumme. Aber wir nehmen die Herausforderung an. Wir möchten erkennen, was wir bewirken und welchen Einfluss inspirierende Athlet*innen auf andere Menschen haben.


Dazu gehört auch, dass die Sportstiftung seit zwei Jahren nicht mehr nur nach Leistung auswählt.

Wir wählen nach wie vor stark nach Leistung aus. Der Faktor Leistung ist der größte Teil unserer Bewertungskriterien. Aber es geht uns eben auch um die Persönlichkeit. Die Sportler*innen bewerben sich zum Beispiel mit einem Video bei uns. Darüber erhalten wir einen ersten Eindruck vom möglichen Vorbildcharakter. Der fließt in die Bewertung ein. Wir sagen: Sportler*innen sind Vorbilder und nicht nur Medaillenlieferanten.


Fällt Ihnen da spontan ein Beispiel ein.

Ja, Max Hoff (Olympiasieger im Kanu-Vierer 2016 aus Köln, Anm. d. Red.), der immer so ein bisschen unter dem Radar geblieben ist und trotzdem seine Erfolge gefeiert hat. Max Hoff ist derart inspirierend, auch für sein unmittelbares Umfeld, weil er jeden Morgen um 5 Uhr aufs Wasser gegangen ist, trainiert hat und sich enorm geschunden hat. Und dann mitzuerleben, wie er 2016 in Rio mit dem Ziel, Gold im Einer zu holen, an den Start gegangen ist, dann ein Blatt in seiner Finne hängen blieb und er im Endlauf nur Siebter wurde, war bitter. Aber sein Umgang mit dieser Niederlage war umso beeindruckender. Das und sein Weg dahin waren für mich inspirierender als seine Medaillen.

Lucas Flümann (M.) im Gespräch mit Kiyo Kuhlbach, LSB-Ressortleiterin
Marketing/Kommunikation, und Redakteur Sven Schlickowey


Spielt bei der Bewertung auch die mediale Reichweite eine Rolle, zum Beispiel in den Sozialen Medien?

Nein, wir achten nicht auf die Social-Media-Reichweite. Das wäre aus meiner Sicht auch nicht fair und zu viel verlangt. Aber wir wollen die geförderten Athlet*innen dazu befähigen, später medial hohe Reichweiten zu erzielen, wenn sie das möchten. Denn die Sichtbarkeit ihrer Leistungen und ihrer Leidenschaft ist natürlich ein toller Hebel, um als Vorbild zu wirken und andere zu inspirieren. Deshalb helfen wir ihnen dabei, professionellen, wertigen Content zu erstellen.


Laut ihres Wirkungsberichts 2024 fördert die Sportstiftung NRW derzeit rund 650 Sportler*innen.

Inzwischen sind es sogar knapp 700.


Woher stammen die Mittel?

Als Landesstiftung bekommen wir jährlich 4,7 Millionen Euro über den Landeshaushalt aus Lotterieerträgen, dazu kommen 135.000 Euro Spenden aus der Wirtschaft über unser Stipendienprogramm.


Wie blicken Sie in die Zukunft? Wird ein heute vielleicht zehnjähriges Kind in fünf, sechs Jahren noch mit einer ähnlichen hohen Förderung rechnen können?

Ich bin zuversichtlich. Die Signale der Landesregierung deuten darauf hin, dass wir auch weiterhin mit diesem Rückhalt rechnen können. Diese Sicherheit gibt uns die Möglichkeit, Eltern von Toptalenten ein gutes Gefühl zu geben, ihre Kinder in den Leistungssport zu entlassen. Die Entbehrungen, die mit Spitzensport einhergehen, sollen durch die Arbeit der Sportstiftung NRW, später durch die der Deutschen Sporthilfe und durch andere Institutionen wie Olympiastützpunkte und Laufbahnberater bestmöglich ausgeglichen werden.


Wenn Geld keine Rolle spielen würde, wie hoch wäre dann die Zahl der geförderten Sportler*innen?

Wir decken heute schon viel ab: 700 Athlet*innen aus über 90 Sportarten, das ist bereits ein beachtlicher Teil der Nachwuchsleistungssportler*innen in NRW. Derzeit bewilligen unser Gutachterausschuss und unser Vorstand etwa 67 Prozent aller Bewerbungen. Dieser Anteil würde sich vermutlich leicht erhöhen, wenn Geld keine Rolle spielen würde. Aber es ist eine verantwortungsvolle Aufgabe, Athlet*innen auszuwählen und in die Förderung aufzunehmen. Zum einen bringen wir den Sportler*innen damit Wertschätzung für ihre Leistungen und Vertrauen entgegen, zum anderen suggerieren wir, dass sie es nach oben schaffen können. Diese Erwartung muss realistisch sein. Deswegen werden wir immer, egal wie hoch die Mittel sind, nur diejenigen aufnehmen, die wirklich das Potenzial haben, mindestens in den nationalen Spitzenbereich vorzudringen.


Ministerpräsident Hendrik Wüst hat Sie bei Ihrer Vorstellung als „Impulsgeber, dessen Expertise in der Athleten­förderung entscheidend dazu beitragen wird, unsere Spitzen­position im Leistungssport weiter auszubauen“ vorgestellt. Welche Impulse dürfen wir von Ihnen erwarten?

Mein Vorgänger Max Hartung hat gemeinsam mit dem Vorstand in den zurückliegenden dreieinhalb Jahren sehr viel im Sinne der Athlet*innen bewegt – die Förderreform zum Beispiel ermöglicht es den Athlet*innen heute, sich selbstbestimmt für eine Förderung zu bewerben. Der gesamte Förderprozess ist erheblich transparenter geworden. Das müssen wir jetzt erst mal weiter auf die Strecke bringen und auch allen Beteiligten im Sport die Gelegenheit geben, sich an unser Förderkonzept zu gewöhnen. Ich sehe meine Aufgabe darin, stetig zu analysieren, mit Athlet*innen und auch allen anderen Partnern im Sportland NRW im Austausch zu bleiben, und die Förderung bei Bedarf anzupassen. Aber evolutionär, nicht revolutionär.


Welche Unterstützung braucht es dafür von der Landesregierung?

Die Sicherheit, dass wir weiterhin mit stabilen Budgets planen können. Dann können wir den Athlet*innen und ihren Eltern glaubhaft das Versprechen geben, dass die Sportstiftung NRW sie mit ganzer Kraft für eine erfolgreiche Zukunft in Leistungssport und Ausbildung unterstützt.

Sportstiftung NRW

Die Sportstiftung NRW wurde im Dezember 2000 gegründet, das Stiftungskapital wurde vom Land NRW eingebracht. Die Stiftung fördert Talente aus olympischen, paralympischen, deaflympischen und World-Games-Sportarten. Ausdrückliches Ziel ist dabei nicht nur die sportliche Entwicklung der Athlet*innen zu unterstützen, sondern auch die persönliche. Teil des Konzepts ist, dass sich die Sportler*innen inzwischen aktiv auf eine Förderung bewerben können. Neben drei Formen der Individualförderung, darunter eine Förde­rung für Internatsplätze, gibt es zusätzliche Angebote wie Kompetenz-­Coaching sowie Workshops und Einzelbetreuungen von und mit Sportpsychologen.


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Förderleistungen steigen

Das Stiftungskuratorium mit Ministerpräsident Wüst als Vorsitzendem hat im Mai die Weichen für eine noch gezieltere Athletenförderung gestellt: Zum Wintersemester 2025/26 steigt das NRW-Sportstiftungs-Stipendium von monatlich 300 auf 350 Euro an. Ab Januar 2026 wird auch die Talent-Förderung aufgestockt – von 250 auf 300 Euro pro Monat. Alle Fristen und Informationen rund um die Bewerbung auf


sportstiftung-nrw.de


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Lucas Flümann

Lucas Flümann, geb. 1987 in Bonn, ist seit dem 1. April Geschäftsführer der Sportstiftung NRW. Zuvor war er zwölf Jahre lang bei der Stiftung Deutsche Sporthilfe in Leitungsfunktionen in der Athleten­förderung und im Projektmanagement tätig, verantwortete unter anderem die Actionsportmarke „Our House“ und etablierte damit ein neuartiges Förderkonzept für Athlet*innen außerhalb olympischer Verbände. Zuletzt leitete er den Bereich Vertrieb und Partnerbetreuung beim Deutschen Turner-Bund. Der ehemalige Kaderathlet im Badminton-­Nachwuchsbereich lebt in Köln.

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